Wiesenpflege

Breitblättriges Knabenkraut

Seit vielen Jahren pflegen Mitglieder des NABU Regionalverbandes Bad Belzig „Hoher Fläming-Planetal“ e.V. mit hohem Engagement Feuchtwiesen im FFH-Gebiet „Planetal“. Am Anfang sollte mit der Mahd eine Nährstoffaushagerung (Stickstoff, Phosphor) erreicht werden, um konkurrenzstarke Pflanzen wie Gewöhnliches Schilf und andere hochwüchsige Gräser zurückzudrängen. Trotz regelmäßiger einschüriger Mahd ab der zweiten Julihälfte dominierte Schilf über mehrere Jahre unverändert die Wiesenbestände. Bei einer gemeinsamen Flächenbegehung im Jahr 2014 kristallisierte sich heraus, dass auf den überwiegend mesotrophen (mäßig nährstoffreichen) Wiesen weniger überhöhte Nährstoffgehalte als vielmehr eine zu geringe Pflegeintensität die Ursache für die anhaltende Schilfdominanz war. Um das Schilf auf ausgewählten Flächen stärker zurückzudrängen, wurde mit der Naturparkverwaltung die Umstellung der Mahd von ein- auf zweischürig mit Terminen in der ersten Junihälfte und Mitte August abgestimmt.

Für die Kennzeichnung und Bewertung des erreichten Flächenzustands sowie die Erbringung des Nachweises der Wirkung einer veränderten Pflegenutzung wurden insgesamt 10 botanische Dauerbeobachtungsflächen eingerichtet. Die ersteinrichtenden Untersuchungen beinhalteten die Erfassung der Vegetationsstruktur und vorkommender Pflanzen- und Moosarten nach der Methode von Braun-Blanquet sowie die Erhebung des Bodenzustands. Für die Dokumentation der Daten wurde eine Access-Datenbank aufgebaut.

 

Ergebnisse nach vier Wiederholungsaufnahmen im zweijährigen Turnus

 

Die Entwicklung der Vegetationsstruktur und der Artenzusammensetzung innerhalb der Dauerbeobachtungsflächen (DBF) spiegelt die positive Wirkung der seit 2014 umgestellten Mahd wider. Gewöhnliches Schilf und Hochstaudenarten wurden auf allen Beobachtungsflächen erfolgreich zurückgedrängt. Aufgrund dieser Entwicklung und verminderter Wuchshöhen im Frühjahr 2022 als Reaktion auf die extreme Trockenheit der Jahre 2018 und 2019 wurde auf einigen Flächen das Mahdregime ab 2020 wieder auf einschürig umgestellt. Bei der letzten Wiederholungsaufnahme 2022 wurden innerhalb der DBF insgesamt 87 Gefäßpflanzen und 8 Moose nachgewiesen. Die Artenzahl der abgelaufenen Gesamtflächen lag bei 156 Gefäßpflanzen und 12 Moosen.

Die Feucht- und Nasswiesen zwischen Raben und Rädigke sind zum Teil sehr artenreich. Die DBF mit der höchsten Artenzahl beherbergt aktuell 40 Gefäßpflanzen und sechs Moosarten. Die Feuchtwiese wird durch Hangwasser gespeist und befindet sich hinsichtlich der Wasserversorgung in einem günstigen Zustand. So bildet das Sumpf-Veilchen, welches eine wichtige Eiablage- und Raupenfutterpflanze des Sumpfwiesen-Perlmuttfalters (Boloria selene) ist, einen stabilen Bestand. In der ausgeprägten Moosschicht mit Vorkommen verschiedener Torfmoosarten wurde 2016 und 2018 das in Brandenburg als verschollen geltende Weigels Birnmoos (Rote Liste 0) gefunden.

Sumpfwiesen-Perlmuttfalter

Sumpf-Veilchen auf der Feuchtwiese bei Rädigke

Auf der „Orchideenwiese“ bei Raben an der Straße in Richtung Grubo breiten sich seit Jahren Orchideen aus. Diese Entwicklung bescheinigt ein nachhaltiges Pflegeregime (einschürige Mahd Mitte Juli). Neben dem Breitblättrigen Knabenkraut (Dactylorhiza majalis) wächst dort auch der Hybrid D. x aschersoniana. Hierbei handelt es sich um eine Kreuzung zwischen D. majalis x incarnata. Es ist anzunehmen, dass auf der Fläche auch das Steifblättrige Knabenkraut (D. incarnata) wächst.

Breitblättriges Knabenkraut auf der Wiese nach Raben.

Während einige Wiesen ein (noch) stabiles Bodenwasserregime und Artengefüge aufweisen, zeichnen sich z. B. auf der Fläche, die gegenüber der Orchideenwiese liegt, Veränderungen ab. Das Fehlen von Schlank-Segge, Sumpf-Storchschnabel, Fieberklee, Verbogenes und Sparriges Torfmoos, Sumpf-Vergissmeinnicht, Rohr-Glanzgras, Flutender- und Wasser-Schwaden, Sumpf-Weidenröschen, Kohldistel, die trotz intensiver Flächenbegehung 2022 nicht mehr angetroffen wurden, kann als starkes Indiz für eine Abnahme der Bodenfeuchtegehalte durch sinkenden Grundwasserstand bzw. abnehmenden Quelldruck gelten. Von den 15 im Jahr 2020 erfassten Moosarten wurden 2022 nur sechs Arten bestätigt. Zum Zeitpunkt der Begehung war der Boden feucht, aber nicht nass. Von den bislang im Beobachtungszeitraum dokumentierten 86 Arten konnten 2022 nur noch 59 Arten bestätigt werden.

Die sich über die Vegetation andeutende Veränderung der Bodenfeuchteverhältnisse soll über Messungen an ausgewählten Standorten im Rahmen einer Bachelorarbeit erfasst werden. Hierzu ist eine Kooperation mit der AG Bodenkunde und Geoökologie der Universität Potsdam geplant.

Die Abnahme der Bodenfeuchte spiegelt sich auch in der Ausdehnung verschiedener Süßgräser wieder.

Die Flächen befinden sich im Eigentum des Regionalverbandes. Die Pflegemaßnahmen werden teilweise aus Mitteln des Vertragsnaturschutzes finanziert. Die meisten Wiesen werden heute per Hand durch Mitglieder und Unterstützer unseres NABU Regionalverbandes "Hoher Fläming - Planetal" e.V. durchgeführt. Helfer sind jederzeit willkommen (siehe Terminkalender).

Das Mähen per Hand mit kleinem Gerät und anschließende Wenden und Schwaden hat eine lange landwirtschaftliche Tradition. Zum Teil sind diese Wiesen dadurch auch erst entstanden. Durch schwere Geräte wie zum Beispiel Traktoren würde der Boden zu sehr befestigt. Aber es gibt auch Wiesen, die über lange Jahre im Regionalverband  mittels einer Mähraupe gemäht wurden. Diese Mahd ist aktuell leider nicht mehr erschwinglich für uns. 2023 wird daher erstmals eine Ziegenherde als Mahdhelfer eingesetzt. Was dies für einen Einfluß auf die Artenzahl hat, werden wir dann in Zukunft überprüfen.

Fürs Kartieren und regelmäßige Berichten an den NABU Regionalverband „Hoher Fläming – Planetal“ e. V. bedanken wir uns recht herzlich bei Dr. Beate Gall.

Mitglieder des Regionalverbandes nach der Mahd.

Text & Fotos: Dr. Beate Gall

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© NABU Deutschland - Regionalverband Belzig "Hoher Fläming-Planetal" e.V. /05.2024